Die Marktgemeinde Kammern und das Friedensnetzwerk Liesingtal haben am 9.November um 11 Uhr in der Unterbringung der AsylwerberInnen in Kammern zu einer dringend einberufenen Pressekonferenz eingeladen.
Die Familie Navid Zaban aus dem Nordiran, die jetzt 10 Monate in der Steiermark lebt, wurde heute um 6 Uhr von der Polizei (4 Polizisten) aufgesucht um abgeschoben zu werden. Da die Familie selbstmordgefährdet ist, wurde eine Einweisung in das Landessonderkrankenhaus nach Graz veranlasst. Bei der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz waren viele ehrenamtliche Helfer, die Volksschuldirektorin Else Schwab und Bürgermeister Karl Dobnigg mit Margit Neubauer vom Friedensnetzwerk Liesingtal anwesend. Alle Anwesenden schilderten sehr emotional die „fragwürdige“ Abholung der Familie durch die Polizei. Diese Abschiebung erfolgte ohne jegliche Vorankündigung und Vorabinformation. Weder die Volksschuldirektorin, noch der Bürgermeister wussten Bescheid. Weiters wurde seit voriger Woche seitens der Marktgemeinde verzweifelt versucht, den zuständigen Bearbeiter des Asylverfahrens in Traiskirchen telefonisch zu erreichen, leider ohne Erfolg. Auch die zuständige Stelle des BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl) des Landes Steiermark konnte bis dato nicht erreicht werden.
Navid spricht schon gut Deutsch, hatte in Wundschuh bereits freiwillige Hilfsarbeiten in Pfarre und Gemeinde geleistet und wollte das auch in Kammern tun. Larisa freute sich jeden Tag auf die Schule. Mutter Zohre konnte vor Angst keine Nacht durchschlafen. Dass sie an Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen leidet, ist nicht verwunderlich. Durch den Abschiebeversuch ist es zu einer Retraumatisierung gekommen.
Bei dieser Pressekonferenz kam auch zum Ausdruck, dass alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, welche mit viel Liebe, Herz und Engagement um die Asylwerber bemüht sind, von einer solchen Vorgangsweise der Abschiebung schwer enttäuscht sind. Seit fast einem Jahr schenken diese Personen viel Zeit und Geld für die so oft von der Öffentlichkeit geforderte Integration.
Ohne auf den Inhalt des Asylverfahrens einzugehen, muss man an dieser Stelle dringend auf folgendes hinweisen: Sollte Familie Navid Zaban auf Grund von Kettenabschiebung* bis in den Iran gelangen, würden sie möglicherweise zum Tode durch den Strang verurteilt werden. Die Familie ist kurdischer Abstammung und zum Christentum konvertiert. Das Konvertieren zum Christentum ist im Iran nicht erlaubt und kann mit der Todesstrafe enden. Im Iran werden täglich öffentliche Hinrichtungen an Kurden, Christen bzw. Menschen, welche sich dem diktatorischen Regime nicht unterordnen, durchgeführt.
*Kroatien nimmt nach unseren Informationen monatlich nur 5 bis maximal 35 Asylwerber auf, d.h. die betroffene Familie hat wegen ihrer Herkunft kaum eine Chance dort in ein Asylverfahren aufgenommen zu werden. In der Türkei, wohin die Weiterschiebung erfolgen wird, werden Kurden auch verfolgt und gibt es ein Auslieferungsabkommen mit dem Iran. Das bedeutet für Familie Zaban eine massive Bedrohung ihres Lebens.